Bemerkungen zur Website von Josè Diez Faixat
Das neue Universum
Die moderne Weltsicht offenbart sich als selbstorganisiertes komplexes hierarchisch geordnetes System, das seine Komplexität ständig erhöht und das früher Entstandene in die neugeschaffenen höheren Ebenen integriert, in dem jeder Teil das Ganze reflektiert, in seinem Innersten aber nur aus Leere besteht. Der Mensch ist Bestandteil dieses Systems und kann es nur von innen sehen. In dieses System versucht Jose seine teleologische Sicht auf die Evolution einzupassen.
Die Krise des Darwinismus ?
Der Autor sieht in der Tatsache, dass aus den fossilen Funden eine Ungleichmäßigkeit der Evolution hervorgeht, bei der langsamere Entwicklungsphasen innerhalb einer Art von einer schnellen Differenzierung in zahlreiche Arten und deren emergente Höherentwicklung zu komplexeren Arten abgelöst wird, eine Krise des Darwinismus, die er durch Aufgabe des Paradigmas der Zufälligkeit genetischer Mutationen überwinden will. Jedoch hat bereits Riedl darauf hingewiesen, dass derartige als Makroevolution bezeichnete Erscheinungen auch ohne Aufgabe der Grundsätze von Variation durch zufällige Mutationen und durch natürliche Selektion erklärbar sind. Auch Thumulla erläutert, dass Änderungen der Mutationsgeschwindigkeit von den Lebewesen selbst herbeigeführt werden können, wenn sie Informationen der Umwelt verarbeiten können oder Umweltbedingungen selbst verändern können. Dabei muss die Zufälligkeit von Mutationen nicht zwangsläufig in Frage gestellt werden. Es ist evident, dass wachsende Komplexität die Anpassungsfähigkeit eines lebenden Systems an veränderte Umwelten erhöhen kann und somit ein wirksames Kriterium seiner Selektion darstellt und somit auch der Evolution eine Richtung verleihen und deren Geschwindigkeit steigern kann. Man muss deshalb nicht unbedingt den Darwinismus verwerfen.
Gerichtete Evolution
Jose unterstellt, das alle in der Natur beobachtbaren Selbstorganisationsprozesse der thermodynamischen Vergleichmäßigung gesetzmäßig zuwiderlaufen und zu einer Erhöhung der Komplexität führen. Jede Evolution wäre demzufolge kein zufälliger, sondern ein zwangsläufiger Prozess, der nach feststehenden Naturgesetzen verläuft.
Eine harmonische Lösung
In schwingungsfähigen Systemen können in Form stehender Wellen stabile Schwingungszustände entstehen, deren Frequenzen kein kontinuierliches Spektrum bilden, sonder diskret auseinander liegen und z.B. in der Musik ein harmonisches Spektrum bilden, in der Atomphysik zur Quantelung der Energiezustände führen. Analog hierzu könnten evolvierende Systeme kein kontinuierliches Spektrum besitzen, sondern auf bestimmten Organisationsstufen stabile Zustände besitzen, auf denen sie zeitweilig verharren.
Versuchshypothese
In Anlehnung an die möglichen Schwingungszustände einer Saite postuliert Jose für den zeitlichen Verlauf der universellen Evolution drei Serien von je 7 Evolutionszyklen, die mit einer Grundschwingung am Urknall beginnen. Im ersten Drittel jedes Zyklus emergieren gemäß dieser Hypothese neue Eigenschaften, die sich im zweiten Drittel stabil entwickeln und am Ende des 2. Drittels mit einer Instabilität von der Art einer Bifurkation zu einem Sprung in den nächsten Zyklus führen, dessen Zeitdauer ein Drittel des vorhergehenden beträgt. Nach dem 7.Zyklus, der 3^7 = 2187 mal kürzer ist als der erste, beginnt eine neue Serie von 7 Zyklen.
Verifikation im Makrokosmos
Der Basiszyklus beginnt mit dem Urknall vor 13,5 Milliarden Jahren. Im ersten Drittel entstehen die Elemente und die Galaxien und Sterne. Im zweiten Drittel entsteht das Sonnensystem mit der Erde. Am Ende des 2.Drittels, vor 4,5 Milliarden Jahren, beginnt der erste Zyklus der Serie A, in der alle Formen des Lebens entstehen. Am Ende dieser Serie entwickelt sich im 7. Zyklus der Homo habilis, dessen Entwicklungszeit mit 2 Millionen Jahren etwa dem zweitausendsten Teil der Dauer des ersten Zyklus entspricht. In den ersten 6 Zyklen entstehen zunächst und differenzieren sich dann folgende biologische Taxa
prokaryotische Zellen ohne Zellkern – A-1.1 bis vor 3 Milliarden Jahren
eukaryotische pflanzliche und tierische Zellen – A-1.2 bis vor 1,5 Milliarden Jahren
eukaryotische Vielzeller – A-2.1 bis vor 1000 Millionen Jahren
Wirbellose und Fische – A-2.2 bis vor 500 Millionen Jahren
Amphibien – A-3.1 bis vor 330 Mill. Jahren
Reptilien – A-3.2 bis vor 165 Mill. Jahren
Säugetiere – A-4.1 bis vor 110 Mill. Jahren
Entstehung und Ausbreitung vieler Säugetierarten – A-4.2 bis vor 54 Millionen Jahren
Erscheinen der ersten Affen – A-5.1 vor 36 Mill. Jahren
Hominoide Affen erscheinen – A-5.2 vor 18 Mill. Jahren
Prehominids erscheinen – A-6.1 vor 12 Mill. Jahre
Hominide erscheinen – A-6.2 vor 6Mill. Jahren
Australopitecus lebte vor 4 Mill. Jahren – A-7.1
homo habiliis erschien vor 2 Mill. Jahren
Die weitere Entwicklung des Menschen wird einer neuen Serie B zugeordnet, in deren ersten 4 Zyklen die weiteren Fossilfunde von den biologischen Fortschritten des Menschen bis vor 25 000 Jahren Kunde geben. Die folgenden 3 Zyklen charakterisieren dann die kulturellen Fortschritte der Steinzeit, der Entwicklung der Landwirtschaft und des Städtebaus sowie der Mittelalterlichen Kultur bis 1295 nach Christus. Hier beginnt die Serie C, deren erster Zyklus C-1 die Industriealisierung der Neuzeit bis zum Jahre 1910 enthält, wo der zweite Zyklus C-2 der Postmoderne beginnt, der sein erstes Drittel 2012 abschloß und 2114 das Ende des 2.Drittels und eine Krise erreichen und erneut emergieren wird. Jose sagt voraus, daß sich im 3. Drittel die Evolution weiter beschleunigen wird und an dessen Ende im Jahre 2217 einen Omegapunkt mit unendlicher Kreativität und damit das Ende der Evolution erreichen wird.
Bezug zu den Chakras
Den jeweils 7 Zyklen der evolutiven Serien A,B und C ordnet Jose die 7 Energiezentren (Chakras) zu, die in den alten hinduistischen und modernen esoterischen Lehren eine zentrale Rolle spielen. Damit wird eine Verbindung hergestellt zu den phisosophischen Vorstellungen Ken Wilbers über die Evolution des Geistes , die seinem holografischen Weltbild entsprechen.
Bezug zu phylogenetisch - ontogenetischen Parallelismen
In der bekannten Tatsache, dass ein Embryo alle Stufen der phylogenetischen Evolution des Lebens durchläuft, sieht Jose eine Bestätigung der grundsätzlichen Bedeutung der Rhythmen der Evolution, die für alle Evolutionsprozesse die gleichen sind, wobei aber in der Individualentwicklung sich die Entwicklungszyklen nicht jeweils auf ein Drittel verkürzen, sondern von Stufe zu Stufe um 50% auf das 1,5-fache verlängern.
Verifikation der Hypothese im Mikrokosmos
Den Zyklen A-1 bis A-7 werden die körperlichen Entwicklungsphasen von der Eizelle bis zum halbjährigen Kind zugeordnet, während die darauffolgenden Stufen der geistigen und körperlichen Entwicklung in Übereinstimmung mit den Chakras den Zyklen B-1 bis B-7 bis zum Erwachsenenalter von 22 Jahren zuzuordnen sind. Die Zyklen C-1 und C-2 werden dann bis zum Lebensalter von 32 Jahren durchlaufen, wo die Individualentwicklung derzeit endet, weil auch in der makrokosmischen Evolution der Zyklus C-2 erst im Jahre 2012 das erste Drittel abgeschlossen hat und wegen der holistischen Grundvorstellung die mikrokosmische Entwicklung der makrokosmischen nicht vorauseilen soll. Bei weiterer Verdichtung der makrokosmischen Entwicklungszyklen lebt das menschliche Individuum im zweiten Drittel weitere 32 Lebensjahre stabil und kann nach dieser Vorstellung im letzten Drittel nach dem Jahre 2114 in weiteren 33 Lebensjahren bis zu Jahre 2217 wie Buddha das Stadium der Reinen Bewusstheit erreichen.
Schlussbetrachtungen
Die Übereinstimmungen des beobachteten Rhythmus der Evolutionsschritte mit der postulierten Hypothese sind vom materialistischen Standpunkt der offiziellen Wissenschaften unverständlich, aber unübersehbar. Daraus muss man schlussfolgern, dass die Realität widersprüchlich ist und zu allen Erkenntnissen auch der entgegengesetzte (nichtwissenschaftliche) Standpunkt möglich sein muss. Die Evolution geht scheinbar vom Anfangspunkt reiner Energie zum Endpunkt reinen Bewusstseins und die subjektive Perspektive ist mit der objektiven identisch und sie heben sich gegenseitig auf. Die physikalische Erklärung der Materie durch die Superstringtheorie als Schwingungen des leeren Raumes ist nichts anderes als die Erschaffung der Realität durch das reine Bewusstsein. Die Realität ist eine Selbstverständlichkeit, unabhängig davon, wie der Mensch sich ihre Erschaffung vorstellt. Die Welt ist wie sie ist.
Kritik der Schlussbetrachtungen Jose`s
Aus der Hypothese müsste folgen: Die Evolution ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass das Bewusstsein deren reale Gestalt erkennen kann. Genau aus diesem Grund bleibt aber die vorgestellte Theorie eine interessante, jedoch unbestätigte Hypothese. Es ist nicht beweisbar, dass es keine Zufälle gibt. Ohne Zufälle gäbe es keine Kreativität und die Zukunft wäre nicht unbekannt, sondern determiniert. Der Endpunkt der Evolution im Jahre 2217 wird abgeleitet aus der Annahme, die Evolutionsstufen bis zum Jahre 2012 seien exakt zu den Zeitpunkten erfolgt, die von der harmonischen Analyse vorgegeben wurden. Ich vermute darin eine sich selbst bestätigende Prophezeiung. Da die abgestufte zeitliche Zunahme der Komplexität des Universums nicht exakt quantifizierbar ist, könnte wahrscheinlich auch eine exponentielle Wachstumskurve mit vergleichbarer Unsicherheit an die empirischen Daten angepasst werden und würde im Endergebnis den Endpunkt der Endwicklung ins Unendliche verschieben und die Zukunft damit offen lassen. Die angemahnte Änderung des derzeitigen wissenschaftlichen Paradigmas wäre damit unbegründet.
Bertram Köhler
25.6.2015