Mein Leben
Geboren am 19.4.1934 in Dresden, kam ich Ostern 1940 in Pillnitz zur Schule. Als letzter Jahrgang erlernten wir in der ersten Klasse das Schreiben noch in deutscher Schrift. In der 2. Klasse mußten wir umlernen auf lateinische Schrift. Ab der 5. Klasse ging ich dann auf das Realgymnasium in Dresden-Blasewitz und mußte täglich 20 Minuten mit der Straßenbahn fahren. Mein Stammplatz in der Straßenbahn war auf der vorderen Plattform links neben dem Fahrer. Der nächste Schüler aus meiner Klasse stieg dann in Wachwitz ein.
Den schweren Luftangriff auf Dresden am 13.Februar 1945 erlebte ich in Pillnitz mit einer Scharlacherkrankung. Das Krankenhaus in Dresden, in das ich eigentlich eingeliefert werden sollte, brannte in dieser Nacht vollständig aus. Auch das Gymnasium hatte einige Treffer abbekommen und nahm den Unterricht bis zum Kriegsende nicht wieder auf. Wir wohnten dann bis zum Kriegsende bei meinen Großeltern in Zschachwitz, weil meine Mutter nicht allein mit den beiden Kindern in dem Haus in Pillnitz bleiben wollte. Mein Vater war zu dieser Zeit Soldat und ich besuchte die Hauptschule in Zschachwitz, an der mein Großvater als Lehrer arbeitete. Im September 1945 nahm dann das frühere Gymnasium in Blasewitz als Oberschule Dresden Ost den Betrieb wieder auf und ich schloß 1952 diese Schule mit dem Abitur ab.
1952 bis 1955 studierte ich an der Technischen Hochschule Dresden in der Fachrichtung Physik und wechselte 1956 mit Gründung der Fakultät für Kerntechnik an diese über und schloß das Studium 1957 als Diplomingenieur für physikalische Kerntechnik ab. Dann arbeitete ich ein Jahr als Assistent am Institut für allgemeine Kerntechnik. Dort hatte ich 2 Diplomanden zu betreuen, von denen später der eine stellvertretender Direktor des Zentralinstituts für Kernforschung in Rossendorf wurde. Von meinen Studienkollegen wurde später einer Professor für theoretische Physik an der Hochschule in Karl-Marx-Stadt und ein anderer sogar Rektor der Technischen Universität Dresden.
1958 nahm ich meine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für reaktorphysikalische Berechnungen im Wissenschaftlich-Technischen Büro für Reaktorbau in Berlin auf, das zu dieser Zeit von Professor Steenbeck geleitet wurde, der später Vorsitzender des Forschungsrates der DDR war. Das WTBR wurde über verschiedene Zwischenstufen Bestandteil des Kombinates Kraftwerksanlagenbau. Hier leitete ich die Abteilung Reaktorphysik und war gleichzeitig Leiter der überbetrieblichen Arbeitsgruppe Reaktorphysik für die Koordinierung dieses Fachgebietes in der DDR und Leiter der DDR-Delegation im Wissenschaftlichen Rat des 1972 geggründeten internationalen Forschungskollektivs für Reaktorphysik in Budapest. Während dieser Zeit machte ich meine Doktorarbeit und promovierte 1975 an der Technischen Universität Dresden auf dem Gebiet der Physik zum Dr.rer.nat.
Wesentlich geprägt wurde mein Leben auch durch meine familiären Bindungen, meine liebe Frau Eva, mit der ich über 40 Jahre verheiratet bin, die als Diplomingenieur auch immer berufstätig war, mit der ich 3 Kinder großgezogen habe und mit denen allen ich viele schöne Wochenenden auf unserem Dauerzeltplatz nördlich von Berlin verbracht habe.
Ebenso prägend war für mich eine jahrzehntelange Tätigkeit in verschiedensten ehrenamtlichen Wahlfunktionen innerhalb der Betriebsparteiorganisation der SED, in denen ich mich mit betrieblichen und gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen mußte. Von dieser Tätigkeit rührt auch mein heute noch anhaltendes Interesse für alle offenen Fragen zukünftiger gesellschaftlicher Evolution her.
Seit 1975 arbeitete ich dann als Leiter der Abteilung Reaktorbetrieb und war verantwortlich für die Inbetriebnahme und für wissenschaftlich-technische Berechnungen zur Betriebsführung der Reaktoren der Kernkraftwerke der DDR. An der Inbetriebnahme der Blöcke 3, 4 und 5 des KKW-Nord nahm ich als Wissenschaftlicher Leiter für Reaktorphysik vor Ort teil.
1981 erhielt ich zusammen mit einem Kollektiv für die Entwicklung der wissenschaftlich-technischen Berechnungsgrundlagen für die Inbetriebsetzung und Betriebsführung von Kernkraftwerken den Orden "Banner der Arbeit" der DDR, Stufe I.
Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde 1990 der weitere Betrieb der KKW der DDR eingestellt und der weitere Bau von Kernkraftwerken abgebrochen. Nachdem ich 1991 nach und nach über 40 meiner Mitarbeiter entlassen mußte, setzte ich mich selbst auf die Liste für die Entlassung von sieben weiteren Mitarbeitern und ging ab Januar 1992 in den Altersübergang und 1994 in die Altersrente wegen Arbeitslosigkeit.
Danach habe ich an dem Buch "Beiträge zur Geschichte der Kernenergie in der DDR" mitgearbeitet und so versucht, einige Erfahrungen aus der DDR für die Nachwelt zu erhalten.