Das holografische Weltbild (Ken Wilber)

 

  1. Der Neurologe Karl Pribram fand heraus, dass Gedächtnisinhalte des Gehirns nicht lokalisierbar sind. Hieraus folgt, das die Verarbeitung und Speicherung im Gehirn nach Prinzipien der optischen Holografie erfolgt. So wie bei einem Hologramm nicht Bilder/Objekte , sondern Frequenzmuster gespeichert werden, erfolgt die Speicherung der Wahrnehmungen über die äußere Welt im Gehirn in einer eingefalteten Ordnung. So wie man aus einem Hologramm das Objekt wieder rekonstruieren kann, ist das Gehirn bei der Erinnerung in der Lage, die Gedächtnisinhalte wieder zu Bildern und Objekten zu entfalten.
  2. Das holografische Weltbild unterstellt, dass das Universum nicht aus Objekten besteht, sondern aus den Frequenzmustern seiner eingefalteten Ordnung. Das impliziert, das unser Gehirn diese Frequenzmuster wahrnehmen kann und daraus erst das Bild der entfalteten Welt herstellt. Mit dieser Vorstellung wird auch die Existenz der nichtlokalen verborgenen Parameter der Quantentheorie begründet bzw. erklärt.
  3. Ein analoger Mechanismus könnte dann auch die mystischen Erscheinungen und Erkenntnisse begründen, die damit zu erklären wären, dass das im Gehirn gespeicherte Hologramm nichts weiter ist als ein Teil des kompletten Hologramms des ganzen Universums.
  4. Im Hologramm des Universums wäre dann auch die Zeit eingefaltet. Das Universum selbst ist dann nichts weiter als eine Holobewegung, aus der das Bewußtsein als Teil des ewigen GEISTES die entfaltete Welt rekonstruiert. Die Evolution ist dann Teil dieser Holobewegung und nicht etwas, was vom niederen zum Höheren führt, sondern eine periodische, sich wiederholende Bewegung, in der der GEIST zu sich selbst zurückkehrt.
  5. Die Erkenntnis dieser Zusammenhänge kann weder empirisch noch durch Denken gewonnen werden, da das Denken über sich selbst hinaus ständig in die Irre führe. Nur durch "Ausschalten" des Denkens mit Hilfe von Meditation ist es möglich, zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Diese nicht durch Denken, sondern durch "Erleuchtung" gewonnene Erkenntnis wird "Gewahrsein" genannt.
  6. In eine wissenschaftlich begründete Theorie der Evolution kann das holographische Weltbild nicht eingeordnet werden, sondern ist Teil einer idealistisch geprägten Mystik.

(Jan 2001)