Kommentar zu Reinhard Löw
1. Reinhard Löw ist bezw. war ( 1994) ein typisch idealistischer Philosoph mit kritischer, nihilistischer Grundeinstellung. Er lehnte die evolutionäre Erkenntnistheorie ab, ebenso jede rationale Erkennbarkeit der Welt. Nur Stuporerfahrung sei wahre Erfahrung. Nicht zu übersehende Evolution begründete er teleologisch, ohne dafür aber überzeugende Argumente anzuführen. Konsequente Vertreter der Evolutionstheorie wie z.B. Dawkins, Popper, Mayr, Vollmer, Ditfurth lehnte er ab und kritisiert sie scharf, in dem er nach typischer Manier von Scholastikern deren Aussagen betont dogmatisch interpretiert und übertreibt, um sie desto besser widerlegen zu können.
2. Die meisten Hypothesen seien keine Arbeitshypothesen, sondern Überzeugungen, die von ihren Vertretern auch nach Falsifikation weiter verteidigt würden, daher hätten Hypothesen in der Wissenschaft nichts zu suchen.
3. Breit setzt er sich mit der Erscheinung von Emergenz auseinander. Emergenz könne nur durch Reduktionismus, Präformatismus oder Fulgurationismus begründet werden.
Der Reduktionismus aber wolle alles neue restlos aus dem alten, schon vorhandenen erklären. Also gäbe es für ihn nichts wirklich neues.
Der Präformationismus erklärt alles dadurch, dass das Neue bereits in den Bestandteilen des Alten versteckt angelegt sei und deshalb auch nicht wirklich neu sei.
Fulgurationismus behauptet, dass etwas "völlig" neu sei, es ist objektiv aber gar nicht neu, sondern wird nur durch die Definition des Menschen als neu erklärt. In Wirklichkeit würde aber gar nichts erklärt.
Wie man es auch zu erklären versuche, in der Evolution entstehe gar nichts Neues, alles Neue ist schon teleologisch zweckbestimmt vorgegeben, natürlich durch den Schöpfer. Die Evolution existiert nur, wenn sie von einem bewussten Wesen als solche definiert wird. Da genau dies geschehe, ist das als Beweis dafür anzusehen, dass Gott tatsächlich existiert.
4. Scharf rechnet Löw mit Tiplers Gottesbeweisen ab. Löw bemerkt zwar, dass Tipler Atheist ist und somit seinen eigenen Gottesbeweis nicht ernst nimmt, aber er ignoriert, dass auch Tipler wusste, dass seine Theorie auf Annahmen beruht und spekulativ neue Denkmöglichkeiten aufbaut. Meine Kritik an Tipler bezieht sich auf seine überzogenen religiösen Spekulationen, aber Löw kritisiert ihn, weil man zwar an Gott glauben, aber seine Existenz nicht beweisen kann. Damit hat er natürlich recht. Aber seine Kritik kommt nicht von der wissenschaftlichen, sondern von der religiösen Seite und meint unverzeihliche Gotteslästerung.