Jenseits des Zufalls

Von Simon Conway Morris

 

In diesem Buch setzt sich der Autor mit den verschiedenen Interpretationen der Evolutionstheorie auseinander. Er unterscheidet folgende  Hauptrichtungen:

·        Der Mensch ist ein Produkt des Zufalls

·        Der Mensch ist zwangsläufig und zielgerichtet entstanden

·        Kreationismus: Der Mensch ist eine Schöpfung Gottes

 

Er verwirft jedoch nur die extremen Positionen und stellt deren Vertreter in extreme Ecken, in denen sie möglicherweise gar nicht stehen und nur gestellt werden, um deren Standpunkte besser kritisieren zu können.

Hauptthema des Buches sind Konvergenzen, worunter der Autor die Tatsache versteht, dass zahlreiche biologische Merkmale in der Evolution nicht nur einmal, sondern mehrmals unabhängig voneinander in verschiedenen genetischen Abstammungslinien entstanden sind. Für diese Erscheinung werden zahlreiche Beispiele angeführt. Ursache dieser Erscheinung ist natürlich die Tatsache, dass solche Merkmale die Fitness vieler Arten in ihrer jeweiligen Umgebung steigern und deshalb positiv selektiert werden. Es ist nichts außergewöhnliches, dass bei der zufälligen, schrittweise durch die Selektion gesteuerten  Entstehung solcher Merkmale auf genetische Bausteine und Prozesse früherer Entwicklungen zurückgegriffen wird. Ein dabei zu beobachtender Trend zur Konvergenz dieser Anpassungen ändert jedoch nichts am zufälligen Charakter der zu Grunde liegenden Einzelprozesse, die auch zu unterschiedlichen Realisierungen des Ergebnisses führen können. Die Entstehung von Intelligenz nicht nur beim Menschen ist deshalb sowohl ein zufälliger als auch ein zielgerichteter Prozess, was auch bereits Riedl erkannte.

Relativ unabhängig vom Hauptthema des Buches sind die kritischen Bemerkungen, die Morris im 8.Kapitel zu den Auffassungen verschiedener Darwinisten über die Evolutionstheorie macht. Sie zeigen, dass die wissenschaftlichen Fakten unterschiedlich interpretierbar sind und insbesondere nicht  zu einer Begründung von Ethik herangezogen werden können. Er diskutiert folgende Fragen:

·        Muss man die „Sinnlosigkeit“ der Evolution bedauern?

·        Erheben Ultradarwinisten die Evolutionstheorie zu einem quasireligiösen atheistischen Fundamentalismus?

·        Ist atheistischer Fundamentalismus besser als religiöser?

·        Wo endet die Macht der Meme und Gene?

 

Obwohl Morris den Kreationismus ablehnt, gibt er zu bedenken:

„Da also die Evolution ein denkendes Wesen mit einem Sinnempfinden hervorgebracht hat, ist es sinnvoll, die Deutungsansprüche der Theologie ernst zu nehmen.“ – Eine Schlussfolgerung, die nicht unbedingt nachvollziehbar ist.