Kommentar zu einer Betrachtung von Anton Zeilinger
Der Autor legt zunächst in sehr verständlicher Art die Probleme und Verständnisschwierigkeiten dar, die sich aus den bekannten Erscheinungen der Quantisierung, des Welle-Teilchen- Dualismus, des objektiven Zufalls und der nichtlokalen Verschränkung zweier Systeme ergeben , die miteinander in Wechselwirkung gestanden haben. Dabei kommen alle unterschiedlichen Interpretationen der quantentheoretischen Erscheinungen zur Sprache und die zur Erklärung und Beweisführung der unterschiedlichen Deutungen angeführten tatsächlich durchgeführten oder theoretisch diskutierten Experimente werden erläutert und analysiert. Dabei zeigt sich, dass weder die Vielweltentheorie noch die Wellen-Kollaps-Theorie mit Experimenten wirklich bewiesen und die bestehenden Widersprüche wirklich aufgelöst werden können. Nur die von Niels Bohr vertretene sog. Kopenhagener Deutung bleibt widerspruchsfrei, in der die Materiewellen als Wahrscheinlichkeitsamplituden zu betrachten sind die lediglich dann konkrete Informationen liefern, wenn komplementäre Eigenschaften fixiert werden. Dies erzwingt ein neues, ungewohntes Weltbild, welches nur aus den Informationen bestehen darf, die einem objektiven Beobachter tatsächlich gleichzeitig zur Verfügung stehen können, und in dem es objektive, nicht erklärbare Zufälle gibt. Hieraus leitet Zeilinger die Forderung ab, dass alle Naturgesetze so formuliert werden müssen, dass sie keinen Unterschied zwischen Wirklichkeit und Information machen. Zugespitzt formuliert er: "Wirklichkeit und Information sind dasselbe".
Bis zu seiner Forderung: "Naturgesetze dürfen keinen Unterschied machen zwischen Wirklichkeit und Information" kann ich Zeilingers Überlegungen folgen, denn die Naturgesetze sind menschliche Konstruktionen, die aus der gewonnenen Information abgeleitet werden und die Wirklichkeit beschreiben sollen. Sein radikaler Vorschlag: "Wirklichkeit und Information sind dasselbe" geht mir aber zu weit. Meine Begriffe von Wirklichkeit und Information lassen es zu, dass es unterschiedliche Informationen über ein und dieselbe Wirklichkeit gibt. Diese unterschiedlichen Informationen können gegensätzlich und widersprüchlich sein und beschreiben dann eine ebenso widersprüchliche Wirklichkeit, identisch mit der Wirklichkeit ist diese Information aber erst, wenn sie auch vollständig ist, wenn es also keine weiteren nichtredundanten Informationen zu dem betrachteten Sachverhalt gibt.